Über Fibershed DACH

Gegründet haben wir Fibershed DACH im Winter 2021. Nach dem Vorbild des ersten Fibersheds aus den USA setzen wir uns dafür ein, die Herstellung von Textilien und Alltagsprodukte zurück in unsere Region zu holen und dadurch die einzelnen Schritte der Verarbeitung nicht nur für alle sichtbar und nachvollziehbar zu machen, sondern auch die Menschen, die daran beteiligt sind, wieder direkt zueinander in Beziehung zu bringen. 

 

Von der Landwirtschaft zum fertigen Produkt

Jedes Textil - egal ob Kleidung oder Heimtextilien - hat, wenn es keine Kunstfaser ist, seinen Anfang in der Landwirtschaft. Pflanzliche Fasern werden von Landwirtinnen und Landwirten angebaut, tierische Fasern stammen aus landwirtschaftlicher Tierhaltung. Sie werden nach der Ernte bzw. Schur aufwendig weiterverarbeitet, bis sie schließlich zu Garn werden, das verstrickt, verwebt oder anderweitig zu fertigen Produkten weiterverarbeitet werden kann. Diese aufwendige Wertschöpfung ist heute global organisiert, intransparent und verursacht grosse ökologische Schäden und menschliches Leid.

Das Ziel des ersten Fibershed-Netzwerkes in den USA war es, diese komplexe Wertschöpfung zurück in die eigene Region zu holen und dadurch die einzelnen Schritte der Verarbeitung nicht nur für alle sichtbar und nachvollziehbar zu machen, sondern auch die Menschen, die daran beteiligt sind, wieder direkt in Beziehung zueinander zu bringen. Nach diesem Vorbild sind dutzende weitere, regionale Fibershed-Netzwerke weltweit entstanden, die miteinander im Austausch stehen.

"Fibershed" ist übrigens bildlich übertragen ein Haus, in dem der gesamte Verarbeitungsprozess von der Pflanze bis zur fertigen Kleidung stattfindet. So wurde z.B. Flachs früher von den Bauern selbst angebaut, nach der Ernte in vielen Schritten zu Fasern verarbeitet, dann von den Bäuerinnen gesponnen, verzwirnt und meist auch im Bauernhaus zu Stoff (Leinen) verwebt und zu Kleidung vernäht. Auch wenn unser Ziel nicht ist, zu einer bäuerlichen Selbstversorgung zurückzukehren hilft das Bild, das Anliegen der Fibershed-Bewegung zu verstehen.

 
 
 

Beziehungen schaffen

In einem Fibershed-Netzwerk kommen Menschen zusammen, die an irgendeinem Punkt an der Herstellung eines Produkts beteiligt sind: Die Schäferin und der Besitzer einer Weberei, die Textildesignerin, die Naturfärberin, der Schneider und der Inhaber eines Kleiderladens. Dadurch entstehen Möglichkeiten einer kreativen, gemeinschaftlichen und unternehmerischen Zusammenarbeit und es entwickelt sich ein gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung für die Arbeit der anderen Menschen in diesem Netzwerk.

 
 
 

Nachhaltiger Anbau von Fasern

Weil jede natürliche Faser ihren Anfang in der Landwirtschaft hat, ist es - wie bei der Produktion von Obst, Gemüse und Fleisch auch - wichtig, darauf zu achten, dass der Anbau nachhaltig (oder besser noch: regenerativ, also ressourcenaufbauend) erfolgt. Ein Fibershed-Netzwerk setzt sich deshalb dafür ein, Praktiken der regenerativen Landwirtschaft auch in den Bereich der Fasergewinnung zu übertragen und auch die Verarbeitungsschritte bis zum fertigen Textil ökologisch und nachhaltig zu gestalten. Ein weiterer Aspekt ist die Kreislaufwirtschaft - denn anders als Fasern aus Erdöl können natürliche Fasern am Ende ihrer Nutzung kompostiert und in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden.

 
 
 

Verlorenes Wissen wiederbeleben

Durch die globalisierte Textilverarbeitung ist vor allem in Mitteleuropa sehr viel Wissen auf allen Ebenen der textilen Wertschöpfung verloren gegangen, weil Verarbeitungsbetriebe aus ökonomischen Gründen schließen mussten, Berufe wegen mangelnder Nachfrage ausgestorben sind, Anbaumethoden oder die Haltung bestimmter Tierrassen nicht mehr lukrativ waren. In einem Fibershed-Netzwerk geht es deshalb auch darum, verlorenes (regionales) Wissen wiederzubeleben, Erfahrungen auszutauschen und Informationen zu sammeln und aufzubereiten. Ein Fibershed-Netzwerk ist aber kein historisches Projekt - das Ziel ist vielmehr, die Textilherstellung in Zeiten des Klimawandels zukunftsgerichtet neu zu denken und zu strukturieren.

 
 
 

Regional und trotzdem ohne Grenzen

Ein Fibershed-Netzwerk ist ein regionales Projekt, weil es sich auf die Textilfasern bzw. Materialien konzentriert, die in der jeweiligen Region wirklich erzeugt und weiterverarbeitet werden können, und weil es Menschen auch physisch miteinander in Kontakt bringen möchte. Gleichzeitig ist die Fibershed-Bewegung international vernetzt, d.h. nicht an geographischen, politischen oder kulturellen Grenzen orientiert.

Der Schwerpunkt unseres Fibershed-Netzwerks liegt auf der Herstellung und Weiterverarbeitung von Textilem (Kleidung, Heimtextilien) und Leder (Lederprodukte), aber wir berücksichtigen auch weitere natürliche und regenerativ wachsende Materialien wie Holz und Weiden.